{. Ralph wurde als zweiter Sohn eines gutgesinnten Hexers und einer Hexe in Bellemere geboren. Er liebte seine Eltern und sie hatten alles, was Kinder sich wünschen konnten. In frühen Jahren war das Verhältnis zu seinem Bruder Gereon sehr innig und die Bindung war stark. Richtigen Streit gab es nur selten, auch wenn sich früh herausstellte, dass beide Gebrüder sehr sturer Natur sein konnten. Magische Fähigkeiten kristallisierten sich bei beiden in der Pubertät heraus.
Wie sein Bruder, machte Raphael, den alle nur Ralph nannten und noch nennen, seine magische Grundausbildung im Kreis der Familie, womit er sehr gut zurechtkam und nebenbei mit vielen Freunden seine Zeit verbrachte. Er lernte einen weiteren Hexer kennen, der zu seinem besten Freund wurde und über Jahre ein wichtiger Teil seiner Geschichte bleiben würde. Dieser hatte ebenfalls noch einen älteren Bruder und eine kleine Schwester, welche im Gegensatz zu ihren beiden Brüdern keine ausgeprägten magischen Fähigkeiten entwickelte. Dennoch verbrachte sie viel Zeit mit ihrem mittleren Bruder und Ralph. Die beiden ärgerten sie auch gerne mal brüderlich, erzählten ihr aber auch viele Geschichten über Magie und die Legenden von Bellemere. Ralphs Vater war Stadthistoriker und er half diesem, sooft seine Freizeit es zuließ, wodurch er Zugang zu vielen Ereignissen und Legenden hatte. Die meiste Zeit aber verbrachte er mit intensivem Studium der Naturkräfte, Naturmagie und Schutzzaubern. Begonnen mit kleinen Übungen sammelte er mit den Jahren immer mehr Erfahrung und verbesserte seine Fähigkeiten mit großen Schritten.
Und schon damals war sein großer Traum: Polizist werden!
In den Jahren der Lehre veränderte sich langsam auch das Verhältnis zu seinem Bruder und die beiden gerieten immer wieder aneinander. Ralph fand, dass Gereon viel zu eingebildet und rechthaberisch geworden sei. Gereon hingegen war der Meinung, dass Ralphs Freunde keinen guten Umgang für ihn darstellten und er es so niemals zu etwas bringen würde. Schon gar nicht zu einem renommierten Polizisten oder einer Führungspersönlichkeit.

Schließlich aber wollte sich Ralph in den Dienst der Menschen und vor allem der Stadt (Magiebegabt oder auch nicht) stellen und ging nach seiner festen Aufnahme im Zirkel in die Ausbildung bei der hiesigen Polizei. Der Kontakt zu seinem Bruder brach zum ersten Mal gänzlich ab, nachdem sie beide eigene Wege eingeschlagen hatten. Den zu seinem besten Freund und dessen Familie hingegen konnte er noch einige Zeit aufrechterhalten. Der andere Hexer gründete schon früh eine Familie und wurde Anfang zwanzig zum ersten Mal Vater einer kleinen Tochter. Ralph wurde Patenonkel. Hätte er gewusst, wie sein Leben noch verlaufen sollte, hätte er diese Stellung wohl nicht übernommen. Zudem zog die Familie kurz danach aus Bellemere fort.

Ralphs Privatleben war nicht mal halb so spannend wie das seines besten Kumpels, denn für Bekanntschaften romantischer Art, hatte er schlichtweg keine Zeit. Sein Berufsziel zu erreichen und seinem Bruder das Gegenteil von dem zu beweisen, was dieser ihm vor Jahren an den Kopf geworfen hatte, nahm all seine Zeit und Aufmerksamkeit ein. Nach der Ausbildung arbeitete Ralph jahrelang sehr erfolgreich als Ermittler bei der Stadtwache und nahm im Alter von 35 Jahren den ehrenamtlichen Posten des Hüters der Sumpfquelle ein. Fortan traf er sich regelmäßig mit dem Hüter des Sumpfes aus einer der vier Gründerfamilien. Auch den Voodoo Master und Detektiv Olivier Boucher lernte er in dieser Zeit durch Zusammenarbeit kennen, zu welchem er auch heute als Bürgermeister noch Kontakt pflegt, sowie zum Teil geheime Informationen austauscht.

Im Alter von 36 Jahren traf er durch Zufall nochmal die kleine Schwester seines Jugendfreundes. Diese war, mit mittlerweile 29 Jahren, eine erwachsene und sehr attraktive Frau geworden. Sie gingen etwas essen, redeten stundenlang und hatten anschließend noch auf einen Absacker in einem der besten Pubs der Stadt Halt gemacht. Die kleine Schwester seines besten Freundes, faszinierte den 36-jährigen Ralph auf eine ganz besondere, überraschende und romantisch anziehende Weise, was er natürlich niemals laut ausgesprochen hätte, da er ja auch für sie so etwas wie ein großer Bruder war. Ja ... und sie war für ihn doch immer wie die Schwester gewesen, die er selbst nie gehabt hatte. An diesem Abend war es, für ihn allerdings verwirrend anders gewesen. Vielleicht kam es ihm entgegen, dass sich ihre Wege genauso schnell wieder trennten, wie sie sich begegnet waren.

Ralph wurde in einem breiten Spektrum, wie Schulen, Hilfen für Arme und für Menschen tätig, wo er sich schnell den Ruf absoluter Unvoreingenommenheit und Unbestechlichkeit verschaffte. Er finanzierte eine kleine Schule der Allgemeinbildung für die Nachkommen der Zirkelfamilien, an der er zwar selten, aber ab und an vertretungsweise unterrichtete. Auch Bellemere ging mit der Zeit, entwickelte sich weiter und für private Allgemeinbildung hatten nicht alle Hexereltern Zeit, da sie selbst ganztags Berufen nachgingen. Im Alter von 40 Jahren lernte er über seine ehrenamtlichen Projekte die amtierende Bürgermeisterin Sophia Wagner kennen, die ihn zu gerne damals schon in ihre Reihen in geholt hätte. Ralph knüpfte zwar wichtige Kontakte in der Regierungsspitze, unter anderem zu Stadtrat Alexander Müller, doch hielt sich auch lange Zeit geschickt im Hintergrund. Im Jahre 2019 sagte er schließlich, auf Wagners Wunsch, einer Kandidatur zum Bürgermeister zu und erhielt bei der Wahl 2020 das Amt tatsächlich mit deutlichen Stimmen.

Gereon war irgendwann aus Bellemere weggezogen und hielt auch keinen festen Kontakt zu seiner Familie, was Ralph nicht verstehen konnte und zuhöchst verurteilte. Es gab aber nie eine Aussprache, die diverse Hintergründe hätte offenlegen können. Warum handelte Gereon so? Was war seine Motivation? Was trieb ihn weg von seinen Wurzeln? Wenn sich die beiden Brüder in den letzten Jahren begegnet waren, schwiegen sie sich an, einer sturer als der andere.

Ein schicksalhafter Monat für Ralph war der Dezember 2021, in dem seine Eltern bei einem sogenannten »Unfall« ums Leben kamen. Ralph war davon überzeugt, dass es sich um keinen »Unfall« handelte und gleichzeitig machte er sich die größten Vorwürfe, weil er nicht vor Ort gewesen war, um die Katastrophe zu vermeiden. Kurz danach gab Grimshaw alle ehrenamtlichen Projekte auf, bis auf seinen Posten als Hüter der Sumpfquelle.
In seinem Amt als Bürgermeister wurde er in den ersten Trauermonaten etwas nachlässiger und es unterliefen ihm einige, zum Glück nicht ganz verheerende, Fehler.

Vor allem die Abwesenheit seines Bruders Gereon bei der Beerdigung seiner Eltern traf Ralph hart und verstärkte seine Entfremdung zu ihm. Die fehlende Unterstützung in dieser schweren Zeit verstärkte sein Gefühl der Einsamkeit und Isolation.
Ein weiterer einschneidender Moment war ein Missverständnis mit Sophia White, einer engen Freundin und Kollegin, die für Ralph immer fast wie eine Tochter war, während eines heftigen Sturms und Angriffs des Schattenbürgermeisters. Dieses Ereignis führte zu einer vorübergehenden Distanz zwischen ihnen und erschütterte Ralphs Vertrauen in die Menschen um ihn herum.

Nach diesem Jahr war von dem alten Ralph Grimshaw nicht mehr viel übrig geblieben. Was hatte das Leben aus ihm gemacht? Er war ein privat stiller, zurückgezogener Mann in mittleren Jahren, der nie eine feste Beziehung gehabt hatte und nicht einmal ein Haustier besaß. Vermutlich ein Fakt, der zu seiner Härte noch beigetragen hatte. Der früher sehr offene Mann, hatte nun kein großes Interesse mehr, sich in helfenden Institutionen zu beteiligen oder sonstige gemeinnützige Tätigkeiten weiter auszuführen. Er mied die Gemeinschaften, die ihm sonst so viel bedeutet hatten. Was seinem ebenfalls langjährigem Vertrauten und Leiter des Aurora Noctis große Sorge bereitete. Noch heute versucht dieser Ralphs mysteriöses Verhalten zu durchschauen, doch bisher ohne großen Erfolg. Zumindest hatte sich der Hexer Anfang 2023 wieder so weit im Griff, dass er als Bürgermeister zu Höchstleistungen auflief, seine Fehler wettmachte und sogar noch besseres dabei herausschlug. Selbst inmitten seiner persönlichen Tragödien und der Herausforderungen seines Amts als Bürgermeister hatte Ralph in den letzten drei Jahren verstärkt an seinem Projekt der Grimshaw Akademie gearbeitet. Dieses Engagement war nicht nur eine Hommage an seine Eltern und ihre Hingabe zur Bildung, sondern auch ein Zeichen seines unermüdlichen Einsatzes für die Zukunft von Bellemere und seiner Bewohner.

Im Jahr 2024 erlebte Ralph eine Reihe von Wendungen in seinem Leben. Eines Abends traf er, in seinem Stammpub überraschend Charlotte Swan, wieder. Es knisterte sofort und sie beschlossen, auf die geheime Lichtung am Fluss zu gehen, wo er und Jonathan früher ein Baumhaus gebaut hatten. Es war eine magische Nacht und sie hingen Erinnerungen nach, tanzten und verbrachten überraschend die Nacht miteinander, was für beide eine unerwartete Wendung, in ihrem Leben, darstellte.
Am nächsten Tag, musste Charlotte überstürzt das Baumhaus wieder verlassen und Ralph traf sich mit Sophia White, der Polizistin und langjährigen Freundin. In diesem Treffen fanden sie endlich Raum für Versöhnung und konnten alte Missverständnisse begraben. Diese Aussöhnung markierte nicht nur eine Erleichterung für Ralph, sondern auch einen Neuanfang in seinem persönlichen Leben, der ihm wieder Hoffnung gab. Doch wo Licht ist, ist auch immer Schatten und so bekam Ralph kurze Zeit später den Anruf, dass Jonathan verschwunden sei…